Wissenschaftlich ist der Klimawandel bewiesen, dennoch finden sich viele Stimmen, die ihn verdrängen oder verleugnen. Im Interview erklärt Psychologin Daniella Nosetti-Bürgi, wieso dem so ist und wie ein Umdenken gefördert werden kann.
Wissenschaftlich ist der Klimawandel bewiesen, dennoch finden sich viele Stimmen, die ihn verdrängen oder verleugnen. Im Interview erklärt Psychologin Daniella Nosetti-Bürgi, wieso dem so ist und wie ein Umdenken gefördert werden kann.
Frau Nosetti-Bürgi*, Wieso weigern sich Menschen, den drohenden Klimawandel zu anerkennen und aktiv etwas dagegen zu tun?
Wir Menschen verharren gerne in Komfortzonen und halten am Bewährten fest. Herrscht eine [diffuse] Bedrohung, klammert man sich noch fester ans Bekannte, dann das gibt Sicherheit. Erst wenn es innerhalb der Komfortzone unangenehm wird, zum Beispiel durch Hochwasser oder Waldbrände, besteht die Chance, dass man für Veränderung offen wird.
Welche Rolle spielt dabei die Angst vor Veränderungen?
Die Klimakatastrophe löst tatsächlich Angst und Hilflosigkeit aus. Unser autonomes Nervensystem reagiert darauf auf drei Weisen: mit Flucht, Kampf oder Erstarren. Kämpferische Menschen werden eher aktiv und engagieren sich oder bekämpfen die wissenschaftliche Erkenntnis. Andere wählen die Flucht: Sie schauen weg, verdrängen, leugnen oder ziehen das Ganze ins Lächerliche. Es handelt sich um Abwehrmechanismen.
Wieso brauchen wir diese?
Die drohende Klimakatastrophe löst Angst und Hilflosigkeit aus. Niemand fühlt das gerne, unsere Psyche schützt uns vor diesen unangenehmen Gefühlen. Wenn wir Ängste nur verdrängen, passiert aber nichts. Wir müssen deshalb lernen, mit unangenehmen Gefühlen umzugehen und zum Beispiel die Trauer über den Verlust von Tierarten zuzulassen. Die Trauer kann ein Anstoss sein, unser Verhalten zu ändern.
Es geht also auch um Empathie.
Der Mensch hat in sich die Fähigkeit zur Empathie. Viele Stunden mit medialen Bildern von Gewalt können aber zu einer Abstumpfung führen. In den letzten Jahrzehnten wurde allerdings zu sehr auf Faktenvermittlung gesetzt, was zu Angst und Hilflosigkeit führte – und somit zu den Abwehrreaktionen. Stattdessen braucht es Ermutigung. Das Verantwortungsgefühl und das Gefühl der Selbstwirksamkeit müssen gefördert werden: Egal wie klein ich bin, ich kann etwas beitragen, zum Beispiel, indem ich Produkte mit kurzen Transportwegen kaufe.
Wie kann das Gefühl der Selbstwirksamkeit gefördert werden?
Eine enorme Verantwortung haben die Medien, sie nehmen sie aber nur beschränkt wahr. Wir brauchen ein Problembewusstsein, aber dauernde Negativmeldungen bewirken das Gegenteil des Gewünschten. Solange die Medien so funktionieren, wird sich nichts ändern. Es braucht ermutigende Bilder und positive Geschichten. Man muss Wege aufzeigen, die zum eigenen Wandel anregen. Hilfreich sind zum Beispiel auch positiv-konstruktive Klimagespräche, wie sie «Fastenopfer/Brot für Alle» durchführt.
Es geht also auch um das Teilen von Erfahrungen?
Wir sind soziale Wesen und orientieren uns an den anderen. Die Klimafolgenforschung hat gezeigt, dass eine Minderheit von 25 Prozent engagierter Menschen genügt, um den Rest vom klimafreundlichen Verhalten zu überzeugen. So entsteht eine erste Mehrheit, die wiederum andere mit sich reisst. Wir sprechen von «Tipping Points».
Wenn ich mir den Klimawandel eingestehe, komme ich jedoch in den Zwang zu handeln. Ich erlebe einen Zwang und die Leichtigkeit des Lebens geht verloren.
Gerade durch die Veränderung des Verhaltens kann es zu einer Leichtigkeit kommen. Ängste fördern die Depression. Wenn ich aber sehe, was ich machen kann, sehe ich auch Auswege. Dann erlebe ich mich als Selbstwirksam. Die Teilnahme an einer Klimademo kann ein solches Gefühl auslösen.
Frau Nosetti-Bürgi*, Wieso weigern sich Menschen, den drohenden Klimawandel zu anerkennen und aktiv etwas dagegen zu tun?
Wir Menschen verharren gerne in Komfortzonen und halten am Bewährten fest. Herrscht eine [diffuse] Bedrohung, klammert man sich noch fester ans Bekannte, dann das gibt Sicherheit. Erst wenn es innerhalb der Komfortzone unangenehm wird, zum Beispiel durch Hochwasser oder Waldbrände, besteht die Chance, dass man für Veränderung offen wird.
Welche Rolle spielt dabei die Angst vor Veränderungen?
Die Klimakatastrophe löst tatsächlich Angst und Hilflosigkeit aus. Unser autonomes Nervensystem reagiert darauf auf drei Weisen: mit Flucht, Kampf oder Erstarren. Kämpferische Menschen werden eher aktiv und engagieren sich oder bekämpfen die wissenschaftliche Erkenntnis. Andere wählen die Flucht: Sie schauen weg, verdrängen, leugnen oder ziehen das Ganze ins Lächerliche. Es handelt sich um Abwehrmechanismen.
Wieso brauchen wir diese?
Die drohende Klimakatastrophe löst Angst und Hilflosigkeit aus. Niemand fühlt das gerne, unsere Psyche schützt uns vor diesen unangenehmen Gefühlen. Wenn wir Ängste nur verdrängen, passiert aber nichts. Wir müssen deshalb lernen, mit unangenehmen Gefühlen umzugehen und zum Beispiel die Trauer über den Verlust von Tierarten zuzulassen. Die Trauer kann ein Anstoss sein, unser Verhalten zu ändern.
Es geht also auch um Empathie.
Der Mensch hat in sich die Fähigkeit zur Empathie. Viele Stunden mit medialen Bildern von Gewalt können aber zu einer Abstumpfung führen. In den letzten Jahrzehnten wurde allerdings zu sehr auf Faktenvermittlung gesetzt, was zu Angst und Hilflosigkeit führte – und somit zu den Abwehrreaktionen. Stattdessen braucht es Ermutigung. Das Verantwortungsgefühl und das Gefühl der Selbstwirksamkeit müssen gefördert werden: Egal wie klein ich bin, ich kann etwas beitragen, zum Beispiel, indem ich Produkte mit kurzen Transportwegen kaufe.
Wie kann das Gefühl der Selbstwirksamkeit gefördert werden?
Eine enorme Verantwortung haben die Medien, sie nehmen sie aber nur beschränkt wahr. Wir brauchen ein Problembewusstsein, aber dauernde Negativmeldungen bewirken das Gegenteil des Gewünschten. Solange die Medien so funktionieren, wird sich nichts ändern. Es braucht ermutigende Bilder und positive Geschichten. Man muss Wege aufzeigen, die zum eigenen Wandel anregen. Hilfreich sind zum Beispiel auch positiv-konstruktive Klimagespräche, wie sie «Fastenopfer/Brot für Alle» durchführt.
Es geht also auch um das Teilen von Erfahrungen?
Wir sind soziale Wesen und orientieren uns an den anderen. Die Klimafolgenforschung hat gezeigt, dass eine Minderheit von 25 Prozent engagierter Menschen genügt, um den Rest vom klimafreundlichen Verhalten zu überzeugen. So entsteht eine erste Mehrheit, die wiederum andere mit sich reisst. Wir sprechen von «Tipping Points».
Wenn ich mir den Klimawandel eingestehe, komme ich jedoch in den Zwang zu handeln. Ich erlebe einen Zwang und die Leichtigkeit des Lebens geht verloren.
Gerade durch die Veränderung des Verhaltens kann es zu einer Leichtigkeit kommen. Ängste fördern die Depression. Wenn ich aber sehe, was ich machen kann, sehe ich auch Auswege. Dann erlebe ich mich als Selbstwirksam. Die Teilnahme an einer Klimademo kann ein solches Gefühl auslösen.