Die 25-jährige Jessica Farda möchte mit ihrem Start-up Noriware bis 2028 200 Tonnen Plastik durch ein Produkt auf Algenbasis ersetzen. Foto: Zur Verfügung gestellt / Noriware

Von der Realschülerin zur CEO mit Millionen-Investitionen

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Die Schweiz ist Europameisterin im Pro-Kopf-Verbrauch von Plastik. Jessica Farda hat mit ihrem Start-up Noriware bereits Millionen eingeworben: Noriware will umweltschädlichen Plastik durch ein Produkt auf Algenbasis ersetzen.

Mexiko im Frühjahr 2021: An den Stränden der Halbinsel Yucatán zwischen den Touristenhochburgen Cancún und Tulum liegt der Geruch von Schwefel in der Luft. Die sonst paradiesisch weissen Strände sind mit braunen Algen bedeckt. Manche fürchten, dass der Tourismus, der fast 90 Prozent der Wirtschaft der Halbinsel ausmacht, in Gefahr ist. Doch die damals 22-jährige Schweizerin Jessica Farda hat anderes im Kopf. Sie sieht in der Algenplage ein enormes Potenzial.

Mexiko im Frühjahr 2021: An den Stränden der Halbinsel Yucatán zwischen den Touristenhochburgen Cancún und Tulum liegt der Geruch von Schwefel in der Luft. Die sonst paradiesisch weissen Strände sind mit braunen Algen bedeckt. Manche fürchten, dass der Tourismus, der fast 90 Prozent der Wirtschaft der Halbinsel ausmacht, in Gefahr ist. Doch die damals 22-jährige Schweizerin Jessica Farda hat anderes im Kopf. Sie sieht in der Algenplage ein enormes Potenzial.

Die Idee für das Start-up kam Jessica Farda nach den Mexiko-Ferien. «Ich habe noch nie so viele Algen an einem Ort gesehen», erinnert sich Farda an die mexikanischen Strände. Foto: Zur Verfügung gestellt / Noriware
Reisen: Lange Flugreisen sind echte Klimakiller. Darum lieber auf Ferien im eigenen Land setzen. Muss es doch mal weiter weg sein, dann bitte unbedingt den kleinen Aufpreis für die CO₂-Kompensation bezahlen.
Aus Fardas Strandidee wurde ein Start-up mit Millioneninvestitionen und acht Mitarbeitenden. «Wenn ich es schaffe, aus der Realschule heraus ein solches Unternehmen aufzubauen, dann können es andere auch», sagt die 25-Jährige.
Reisen: Lange Flugreisen sind echte Klimakiller. Darum lieber auf Ferien im eigenen Land setzen. Muss es doch mal weiter weg sein, dann bitte unbedingt den kleinen Aufpreis für die CO₂-Kompensation bezahlen.
Algen werden zu Plastik: Das Produkt auf Algenbasis bindet nicht nur CO2, sondern ersetzt auch das umweltschädliche Plastik. Foto: Zur Verfügung gestellt / Noriware
Reisen: Lange Flugreisen sind echte Klimakiller. Darum lieber auf Ferien im eigenen Land setzen. Muss es doch mal weiter weg sein, dann bitte unbedingt den kleinen Aufpreis für die CO₂-Kompensation bezahlen.
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«Ich habe noch nie so viele Algen an einem Ort gesehen», erinnert sich Farda im Gespräch mit 20 Minuten. «Ich fragte mich: Was sind die Funktionen der Algen?» Sie begann zu recherchieren. Über Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetika und auch über ihren Wert für die Umwelt. Wissenschaftler bezeichnen Algen als «zweite grüne Lunge» neben dem Regenwald. Der Unterschied zwischen den beiden: Algen wachsen bedeutend schneller.

Algen statt Plastik: Zwei Fliegen mit einer Klappe

«Ich war fasziniert von der Vielfalt der Algen und wie schnell sie wachsen», sagt Farda. «Deshalb wollte ich ein Produkt kreieren, das die Nachfrage nach Algen steigert, damit es mehr von dem Rohstoff im Meer gibt.» Wenig später fand sie eine Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Kunststoffersatz auf Algenbasis. Dieser bindet nicht nur CO2, sondern ersetzt auch den umweltschädlichen Plastik.

Laut WWF wirft die Menschheit jährlich rund 200 Millionen Tonnen Plastik in den Müll. Bis 2040 könnte sich die Plastikproduktion laut der Umweltorganisation verdoppeln. In der Schweiz werden laut Oceancare jährlich eine Million Tonnen Plastik verbraucht. Das sind 127 Kilogramm pro Person und damit der höchste Pro-Kopf-Kunststoffverbrauch in Europa.

Für Farda ist klar: Es gibt einen Grund, warum wir so viel Plastik verbrauchen. Nicht die Konsumenten hätten nach so viel Plastik gefragt, sondern die Industrie habe die Konsumenten süchtig nach dem Material gemacht. «Da steckt viel Geld der Öl- und Plastiklobby dahinter.»

Erfolgreiches Start-up aufgebaut

Seit den Ferien in Mexiko hat sich für die heute 25-Jährige einiges getan: Mit Noriware hat sie nicht nur ein Unternehmen mitgegründet, sondern mit diesem auch Millionen von Franken eingeworben. Inzwischen steht die Firma mit acht Mitarbeitenden im aargauischen Lupfig kurz davor, bei den ersten Kunden Plastik durch ein Produkt auf Algenbasis zu ersetzen.

Wie das so schnell gehen konnte? «Ich war immer naiv und stur», sagt Farda. «Ich war naiv genug zu glauben, dass ich nach der Realschule studieren könnte - und ich war stur genug, es durchzuziehen.» Parallel zur Firmengründung schloss sie, der man gesagt hatte, ihre Noten reichten nicht einmal fürs Gymnasium, ihr Studium der Internationalen Beziehungen an der Universität St. Gallen (HSG) ab.

200 Tonnen Plastik ersetzen

Doch auch bei der Durchstarterin läuft nicht alles rund. Immer wieder hat sie mit ihrer Idee, Plastik durch ein Algenprodukt zu ersetzen, ein «Nein» kassiert - von potenziellen Investoren, Partnern, Kunden und potenziellen Mitarbeitern. Rückblickend sagt sie: «Die Neins tun weh. Aber letztlich glaube ich an meine Vision und tue alles, um sie voranzutreiben.» Und die Vision ist klar: «Bis 2028 wollen wir 200 Tonnen Plastik ersetzen.»

Neben Noriware verfolgen auch andere Unternehmen ähnliche Ziele. Das Londoner Start-up Notpla ersetzt Plastik durch teils essbare Alternativen aus Algen. Ähnliche Projekte gibt es an der Hochschule Bremerhaven. Und in den Niederlanden will das Start-up Avantium Plastik durch Zucker ersetzen. Die Schweizerin Farda sieht diese Initiativen nicht als Konkurrenz, sondern als Marktbegleiter. «Sie unterstützen uns auf unserem Weg und ich bin froh, dass es sie gibt.»

«Niemand ist perfekt»

Für Farda, deren Alltag sich heute darum dreht, die Welt nachhaltiger zu machen, stand Nachhaltigkeit nicht immer im Vordergrund. «Ich bin typisch schweizerisch aufgewachsen», sagt sie, «man trinkt Milch, isst Fleisch, fährt Auto und fliegt in die Ferien.» Erst an der HSG habe sie mehr über Kreislaufwirtschaft erfahren und begonnen, sich intensiver damit auseinanderzusetzen. Und seit sie in ihrer eigenen Firma täglich über Nachhaltigkeit nachdenke, habe sich auch ihr Verhalten stärker verändert. «Niemand ist perfekt», sagt sie heute. «Aber ich muss Nachhaltigkeit ein Stück weit vorleben, um ernst genommen zu werden.»

Was die Zukunft für Noriware und Farda bringen wird? Das weiss auch die 25-Jährige nicht genau. Aber sie hofft, dass andere in der Schweiz ihrem Beispiel folgen: «Wenn ich es schaffe, aus der Realschule heraus ein solches Unternehmen aufzubauen, dann können es andere auch.»

«Ich habe noch nie so viele Algen an einem Ort gesehen», erinnert sich Farda im Gespräch mit 20 Minuten. «Ich fragte mich: Was sind die Funktionen der Algen?» Sie begann zu recherchieren. Über Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetika und auch über ihren Wert für die Umwelt. Wissenschaftler bezeichnen Algen als «zweite grüne Lunge» neben dem Regenwald. Der Unterschied zwischen den beiden: Algen wachsen bedeutend schneller.

Algen statt Plastik: Zwei Fliegen mit einer Klappe

«Ich war fasziniert von der Vielfalt der Algen und wie schnell sie wachsen», sagt Farda. «Deshalb wollte ich ein Produkt kreieren, das die Nachfrage nach Algen steigert, damit es mehr von dem Rohstoff im Meer gibt.» Wenig später fand sie eine Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Kunststoffersatz auf Algenbasis. Dieser bindet nicht nur CO2, sondern ersetzt auch den umweltschädlichen Plastik.

Laut WWF wirft die Menschheit jährlich rund 200 Millionen Tonnen Plastik in den Müll. Bis 2040 könnte sich die Plastikproduktion laut der Umweltorganisation verdoppeln. In der Schweiz werden laut Oceancare jährlich eine Million Tonnen Plastik verbraucht. Das sind 127 Kilogramm pro Person und damit der höchste Pro-Kopf-Kunststoffverbrauch in Europa.

Für Farda ist klar: Es gibt einen Grund, warum wir so viel Plastik verbrauchen. Nicht die Konsumenten hätten nach so viel Plastik gefragt, sondern die Industrie habe die Konsumenten süchtig nach dem Material gemacht. «Da steckt viel Geld der Öl- und Plastiklobby dahinter.»

Erfolgreiches Start-up aufgebaut

Seit den Ferien in Mexiko hat sich für die heute 25-Jährige einiges getan: Mit Noriware hat sie nicht nur ein Unternehmen mitgegründet, sondern mit diesem auch Millionen von Franken eingeworben. Inzwischen steht die Firma mit acht Mitarbeitenden im aargauischen Lupfig kurz davor, bei den ersten Kunden Plastik durch ein Produkt auf Algenbasis zu ersetzen.

Wie das so schnell gehen konnte? «Ich war immer naiv und stur», sagt Farda. «Ich war naiv genug zu glauben, dass ich nach der Realschule studieren könnte - und ich war stur genug, es durchzuziehen.» Parallel zur Firmengründung schloss sie, der man gesagt hatte, ihre Noten reichten nicht einmal fürs Gymnasium, ihr Studium der Internationalen Beziehungen an der Universität St. Gallen (HSG) ab.

200 Tonnen Plastik ersetzen

Doch auch bei der Durchstarterin läuft nicht alles rund. Immer wieder hat sie mit ihrer Idee, Plastik durch ein Algenprodukt zu ersetzen, ein «Nein» kassiert - von potenziellen Investoren, Partnern, Kunden und potenziellen Mitarbeitern. Rückblickend sagt sie: «Die Neins tun weh. Aber letztlich glaube ich an meine Vision und tue alles, um sie voranzutreiben.» Und die Vision ist klar: «Bis 2028 wollen wir 200 Tonnen Plastik ersetzen.»

Neben Noriware verfolgen auch andere Unternehmen ähnliche Ziele. Das Londoner Start-up Notpla ersetzt Plastik durch teils essbare Alternativen aus Algen. Ähnliche Projekte gibt es an der Hochschule Bremerhaven. Und in den Niederlanden will das Start-up Avantium Plastik durch Zucker ersetzen. Die Schweizerin Farda sieht diese Initiativen nicht als Konkurrenz, sondern als Marktbegleiter. «Sie unterstützen uns auf unserem Weg und ich bin froh, dass es sie gibt.»

«Niemand ist perfekt»

Für Farda, deren Alltag sich heute darum dreht, die Welt nachhaltiger zu machen, stand Nachhaltigkeit nicht immer im Vordergrund. «Ich bin typisch schweizerisch aufgewachsen», sagt sie, «man trinkt Milch, isst Fleisch, fährt Auto und fliegt in die Ferien.» Erst an der HSG habe sie mehr über Kreislaufwirtschaft erfahren und begonnen, sich intensiver damit auseinanderzusetzen. Und seit sie in ihrer eigenen Firma täglich über Nachhaltigkeit nachdenke, habe sich auch ihr Verhalten stärker verändert. «Niemand ist perfekt», sagt sie heute. «Aber ich muss Nachhaltigkeit ein Stück weit vorleben, um ernst genommen zu werden.»

Was die Zukunft für Noriware und Farda bringen wird? Das weiss auch die 25-Jährige nicht genau. Aber sie hofft, dass andere in der Schweiz ihrem Beispiel folgen: «Wenn ich es schaffe, aus der Realschule heraus ein solches Unternehmen aufzubauen, dann können es andere auch.»

Erste Veröffentlichung: 
24.5.2024
  |  Letztes Update: 
15.7.2024
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