Wie ein Schweizer Start-up das Campen revolutioniert
Wie ein Schweizer Start-up das Campen revolutioniert
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Günstig mieten und zurückgeben, statt mit Einwegzelten die Festivals zumüllen: Ein Schweizer Unternehmen will das Prinzip der Ski-Miete im Winter für Sommeraktivitäten anbieten – mit Zelten und allem, was dazugehört.
Günstig mieten und zurückgeben, statt mit Einwegzelten die Festivals zumüllen: Ein Schweizer Unternehmen will das Prinzip der Ski-Miete im Winter für Sommeraktivitäten anbieten – mit Zelten und allem, was dazugehört.
Die Bilder der Musikfestivals vor Corona haben sich unlöschbar ins schweizerische Gedächtnis eingebrannt: vermüllte Grasflächen, Gestänge, zerrissene Zelte, Abfall. Es sind Symbole einer traurigen Wegwerfmentalität.
Als die Fotos durch die Medien gingen, beschäftigten sie auch Florian Felder – auch, weil er sich mitverantwortlich fühlte: Als Einkäufer eines grossen Sportartikelgeschäfts hatte er selbst geholfen, die billigen Wegwerfzelte an den Mann und die Frau zu bringen. «Ich hatte das Problem befeuert», sagt er.
Statt sich im schlechten Gewissen zu suhlen, überlegte er sich, was er dagegen tun könnte. Dass in der Schweiz pro Jahr über 50'000 Zelte an Festivals benutzt werden, stellte ein enormes Potenzial für den Klimaschutz dar. Zur gleichen Zeit lernte er seinen späteren Geschäftspartner Andreas Bär kennen. Diesen trieb dieselbe Frage um: Wie lässt sich der Trend zu immer mehr Abfall aufhalten?
Die Bilder der Musikfestivals vor Corona haben sich unlöschbar ins schweizerische Gedächtnis eingebrannt: vermüllte Grasflächen, Gestänge, zerrissene Zelte, Abfall. Es sind Symbole einer traurigen Wegwerfmentalität.
Als die Fotos durch die Medien gingen, beschäftigten sie auch Florian Felder – auch, weil er sich mitverantwortlich fühlte: Als Einkäufer eines grossen Sportartikelgeschäfts hatte er selbst geholfen, die billigen Wegwerfzelte an den Mann und die Frau zu bringen. «Ich hatte das Problem befeuert», sagt er.
Statt sich im schlechten Gewissen zu suhlen, überlegte er sich, was er dagegen tun könnte. Dass in der Schweiz pro Jahr über 50'000 Zelte an Festivals benutzt werden, stellte ein enormes Potenzial für den Klimaschutz dar. Zur gleichen Zeit lernte er seinen späteren Geschäftspartner Andreas Bär kennen. Diesen trieb dieselbe Frage um: Wie lässt sich der Trend zu immer mehr Abfall aufhalten?
Reisen: Lange Flugreisen sind echte Klimakiller. Darum lieber auf Ferien im eigenen Land setzen. Muss es doch mal weiter weg sein, dann bitte unbedingt den kleinen Aufpreis für die CO₂-Kompensation bezahlen.
Reisen: Lange Flugreisen sind echte Klimakiller. Darum lieber auf Ferien im eigenen Land setzen. Muss es doch mal weiter weg sein, dann bitte unbedingt den kleinen Aufpreis für die CO₂-Kompensation bezahlen.
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Wiederverwenden statt Recycling
«Andy hatte bereits Prototypen eines Zelts gemacht und suchte jemanden aus der Branche», sagt Florian. Als Sportartikelprofi konnte er sein Wissen beisteuern. Sie spannten zusammen und gründeten das Start-up Niuway. Das Ziel: Hochwertige Zelte herstellen, die sich für wenig Geld mieten lassen, die die Umwelt aber möglichst nicht belasten.
Gesagt, getan: Sie entwickelten und testeten und kamen zum Schluss, dass es am klimafreundlichsten war, auf hochwertige Materialien für stabile, wiederverwendbare Zelte zu setzen statt aufs Recycling. Florian nennt es das Prinzip «Refreshing»: Das gebrauchte Zelt wird gewaschen, Kaputtes ausgewechselt, Löcher werden geflickt. Die Zelte sind minimalistisch konstruiert: Sie haben kaum Nähte, es gibt weder ein Innenzelt noch ein Vorzelt und nur wenige Abspanner. Trotzdem ist es stabil und wasserdicht.
Aktuell lassen sich die Zelte drei bis fünf Mal einsetzen, bevor sie auseinandergenommen und die noch verwendbaren Teile weiterverwendet werden. Nur die gar nicht mehr brauchbaren Teile kommen in den Abfall, respektive ins Recycling. «Die Wiederverwendung der Zelte führt zu einer neun Mal kleineren CO₂-Belastung», sagt er.
Ein paar wenige Zelte wurden geklaut
Die Feuertaufe haben die Niuway-Zelte mittlerweile bestanden: Rund 200 Stück waren am Openair Frauenfeld und parallel am Festival Electric Love in Salzburg, Österreich, im Einsatz. «Wegen Regen in Salzburg wollten sogar einige Besitzer eines Billigzelts bei uns mieten», lacht Florian. 95 Prozent der Zelte seien schliesslich für einen Refresh zurückgekommen. «Etwa zehn Leute haben das Zelt mitlaufen lassen», sagt er.
Kurz: Das Konzept funktioniert. Weitere Einsätze folgen nun am Openair Gampel und an einem weiteren Event in Österreich. Sie würden bereits über einen Ausbau des Angebots nachdenken: Bald sollen auch Campingstühle, Matten und allenfalls Schlafsäcke vermietet werden.
«Uns schwebt ein Mietservice ähnlich der Ski-Miete im Winter vor, wo die Leute auch das gesamte Packet erhalten», sagt Florian. Im Auge hätten sie Campingplätze, Schwingfeste und Sommerevents von Unternehmen. Und vermüllte Festivals wolle sowieso niemand mehr sehen.
Wiederverwenden statt Recycling
«Andy hatte bereits Prototypen eines Zelts gemacht und suchte jemanden aus der Branche», sagt Florian. Als Sportartikelprofi konnte er sein Wissen beisteuern. Sie spannten zusammen und gründeten das Start-up Niuway. Das Ziel: Hochwertige Zelte herstellen, die sich für wenig Geld mieten lassen, die die Umwelt aber möglichst nicht belasten.
Gesagt, getan: Sie entwickelten und testeten und kamen zum Schluss, dass es am klimafreundlichsten war, auf hochwertige Materialien für stabile, wiederverwendbare Zelte zu setzen statt aufs Recycling. Florian nennt es das Prinzip «Refreshing»: Das gebrauchte Zelt wird gewaschen, Kaputtes ausgewechselt, Löcher werden geflickt. Die Zelte sind minimalistisch konstruiert: Sie haben kaum Nähte, es gibt weder ein Innenzelt noch ein Vorzelt und nur wenige Abspanner. Trotzdem ist es stabil und wasserdicht.
Aktuell lassen sich die Zelte drei bis fünf Mal einsetzen, bevor sie auseinandergenommen und die noch verwendbaren Teile weiterverwendet werden. Nur die gar nicht mehr brauchbaren Teile kommen in den Abfall, respektive ins Recycling. «Die Wiederverwendung der Zelte führt zu einer neun Mal kleineren CO₂-Belastung», sagt er.
Ein paar wenige Zelte wurden geklaut
Die Feuertaufe haben die Niuway-Zelte mittlerweile bestanden: Rund 200 Stück waren am Openair Frauenfeld und parallel am Festival Electric Love in Salzburg, Österreich, im Einsatz. «Wegen Regen in Salzburg wollten sogar einige Besitzer eines Billigzelts bei uns mieten», lacht Florian. 95 Prozent der Zelte seien schliesslich für einen Refresh zurückgekommen. «Etwa zehn Leute haben das Zelt mitlaufen lassen», sagt er.
Kurz: Das Konzept funktioniert. Weitere Einsätze folgen nun am Openair Gampel und an einem weiteren Event in Österreich. Sie würden bereits über einen Ausbau des Angebots nachdenken: Bald sollen auch Campingstühle, Matten und allenfalls Schlafsäcke vermietet werden.
«Uns schwebt ein Mietservice ähnlich der Ski-Miete im Winter vor, wo die Leute auch das gesamte Packet erhalten», sagt Florian. Im Auge hätten sie Campingplätze, Schwingfeste und Sommerevents von Unternehmen. Und vermüllte Festivals wolle sowieso niemand mehr sehen.