Ausgelassene Stimmung auf Kosten der Umwelt: Musikfestivals wie das Openair Frauenfeld haben schlechte CO2-Bilanzen. Sie wollen umweltfreundlicher werden. Foto: 20 Minuten/Oskar Moyano
Ausgelassene Stimmung auf Kosten der Umwelt: Musikfestivals wie das Openair Frauenfeld haben schlechte CO2-Bilanzen. Sie wollen umweltfreundlicher werden. Foto: 20 Minuten/Oskar Moyano
Mit klimafreundlichen Zonen gegen das schlechte Image
Mit klimafreundlichen Zonen gegen das schlechte Image
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«Wir sind Zukunft» richtet an zwei Musikfestivals grüne Zonen mit umweltfreundlicher Stromversorgung und rezyklierbaren Zelten ein. Die Festivals müssen ihr Image aufpolieren.
«Wir sind Zukunft» richtet an zwei Musikfestivals grüne Zonen mit umweltfreundlicher Stromversorgung und rezyklierbaren Zelten ein. Die Festivals müssen ihr Image aufpolieren.
Für viele Musikfans sind sie nicht wegzudenken – besonders nicht nach den zwei Corona-Jahren: die grossen Sommermusikfestivals mit weltberühmten Bands, ausgelassener Stimmung, Food-Ständen, Zelten unter dem freien Himmel – und manchmal auch einer Ladung Schlamm.
Für viele Musikfans sind sie nicht wegzudenken – besonders nicht nach den zwei Corona-Jahren: die grossen Sommermusikfestivals mit weltberühmten Bands, ausgelassener Stimmung, Food-Ständen, Zelten unter dem freien Himmel – und manchmal auch einer Ladung Schlamm.
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Umweltfreundlich sind die Events jedoch nicht. Sie verbrauchen unzählige Kilowattstunden Strom, lassen dazu Dieselgeneratoren laufen und am Ende gleichen die Landschaften Schlachtfeldern – vollgemüllt mit Wegwerfzelten und Abfall. Die CO2-Bilanz ist erschreckend.
Dem möchte die «Wir sind Zukunft»-Kampagne entgegenwirken und hat zwei sogenannte V.E.P.-Zonen ins Leben gerufen. Erstmals installiert werden die Bereiche für «Very Ecological Persons» am Openair Frauenfeld und am Open Air Gampel.
Zero-Waste und Sonnenstrom
Den Strom beziehen die Zonen ausschliesslich aus Solaranlagen, einer Windturbine sowie zwei grossen 300 KWh-Batterien, die ebenfalls mit erneuerbarem Strom geladen werden. Die PV-Anlagen sollen maximal fast elf KW liefern, die Windturbine liefert bis fünf KW – sofern der Wind bläst.
In einem Zero-Waste-Shop können sich die Besucherinnen und Besucher mit umweltfreundlichen Toilettenartikeln, Mehrweg-Geschirr und mehr eindecken. Die Produkte gibt es gratis für jene, die sich auf energieerzeugenden Velos abstrampeln. Ein Foodtruck mit veganen Gerichten sorgt für Verpflegung. Zudem stehen 55 Zweierzelte und 23 Viererzelte zum Übernachten zur Verfügung, die Schlafplätze werden verlost.
Mit der V.E.P.-Zone alleine soll es indessen nicht getan sein, auch die Festivals werden in die Pflicht genommen. «Die Festivals verpflichten sich, mindestens 15 Prozent der Energie einzusparen», sagt Christoph Aerne, Co-Organisator des Eventunternehmens Aroma. So würden die Festivals beispielsweise mit einer dritten 300-KWh-Batterie ausgestattet, um benötigte Stromspitzen zu liefern. «Damit lässt sich mindestens ein Dieselgenerator einsparen», sagt er.
Der Druck steigt
Fürs Gurtenfestival wurde zudem der Anschluss des Backstage-Cateringbereichs ans Stromnetz finanziert. Damit kann das Festival auf zwei Generatoren verzichten. «Es handelt sich zwar um kleine Schritte», gibt Aerne zu. Sie hätten bei der Festivalleitung aber offene Türen eingerannt.
Denn diese stehen unter Druck – von der Öffentlichkeit ebenso wie von «oben». Das Openair Frauenfeld gehört beispielsweise dem internationalen Musikevent-Riesen Live Nation. Der Konzern hat mit Green Nation ein eigenes Nachhaltigkeitsprogramm ins Leben gerufen. «Für Künstler und Veranstalter wird nachhaltiges Denken immer wichtiger», sagt Ralph Schuler, Managing Director von Live Nation Schweiz. Die Entertainmentindustrie müsse ihre Vorbildfunktion für die junge Crowd wahrnehmen.
«Die Festivals haben ein starkes Interesse, ihr Image zu verbessern», sagt Christoph Aerne. Es gehe aber nicht darum, den Festivals mit der V.E.P.-Zone ein grünes Mäntelchen umzuhängen. «Wir wollen Impulse setzen». Aerne gibt zu, dass es sich erst einmal um einen Versuchsballon handelt. «Es wäre aber cool, wenn ein langfristigeres Projekt daraus entsteht», schliesst er.
Umweltfreundlich sind die Events jedoch nicht. Sie verbrauchen unzählige Kilowattstunden Strom, lassen dazu Dieselgeneratoren laufen und am Ende gleichen die Landschaften Schlachtfeldern – vollgemüllt mit Wegwerfzelten und Abfall. Die CO2-Bilanz ist erschreckend.
Dem möchte die «Wir sind Zukunft»-Kampagne entgegenwirken und hat zwei sogenannte V.E.P.-Zonen ins Leben gerufen. Erstmals installiert werden die Bereiche für «Very Ecological Persons» am Openair Frauenfeld und am Open Air Gampel.
Zero-Waste und Sonnenstrom
Den Strom beziehen die Zonen ausschliesslich aus Solaranlagen, einer Windturbine sowie zwei grossen 300 KWh-Batterien, die ebenfalls mit erneuerbarem Strom geladen werden. Die PV-Anlagen sollen maximal fast elf KW liefern, die Windturbine liefert bis fünf KW – sofern der Wind bläst.
In einem Zero-Waste-Shop können sich die Besucherinnen und Besucher mit umweltfreundlichen Toilettenartikeln, Mehrweg-Geschirr und mehr eindecken. Die Produkte gibt es gratis für jene, die sich auf energieerzeugenden Velos abstrampeln. Ein Foodtruck mit veganen Gerichten sorgt für Verpflegung. Zudem stehen 55 Zweierzelte und 23 Viererzelte zum Übernachten zur Verfügung, die Schlafplätze werden verlost.
Mit der V.E.P.-Zone alleine soll es indessen nicht getan sein, auch die Festivals werden in die Pflicht genommen. «Die Festivals verpflichten sich, mindestens 15 Prozent der Energie einzusparen», sagt Christoph Aerne, Co-Organisator des Eventunternehmens Aroma. So würden die Festivals beispielsweise mit einer dritten 300-KWh-Batterie ausgestattet, um benötigte Stromspitzen zu liefern. «Damit lässt sich mindestens ein Dieselgenerator einsparen», sagt er.
Der Druck steigt
Fürs Gurtenfestival wurde zudem der Anschluss des Backstage-Cateringbereichs ans Stromnetz finanziert. Damit kann das Festival auf zwei Generatoren verzichten. «Es handelt sich zwar um kleine Schritte», gibt Aerne zu. Sie hätten bei der Festivalleitung aber offene Türen eingerannt.
Denn diese stehen unter Druck – von der Öffentlichkeit ebenso wie von «oben». Das Openair Frauenfeld gehört beispielsweise dem internationalen Musikevent-Riesen Live Nation. Der Konzern hat mit Green Nation ein eigenes Nachhaltigkeitsprogramm ins Leben gerufen. «Für Künstler und Veranstalter wird nachhaltiges Denken immer wichtiger», sagt Ralph Schuler, Managing Director von Live Nation Schweiz. Die Entertainmentindustrie müsse ihre Vorbildfunktion für die junge Crowd wahrnehmen.
«Die Festivals haben ein starkes Interesse, ihr Image zu verbessern», sagt Christoph Aerne. Es gehe aber nicht darum, den Festivals mit der V.E.P.-Zone ein grünes Mäntelchen umzuhängen. «Wir wollen Impulse setzen». Aerne gibt zu, dass es sich erst einmal um einen Versuchsballon handelt. «Es wäre aber cool, wenn ein langfristigeres Projekt daraus entsteht», schliesst er.