Das moderne Energiegesetz hat mehrere Väter. Einer aber sticht besonders hervor: Alt-Bundesrat Adolf Ogi. Mit einer kultigen Aktion machte er dem Schweizer Volk das Energiesparen schmackhaft.
Das moderne Energiegesetz hat mehrere Väter. Einer aber sticht besonders hervor: Alt-Bundesrat Adolf Ogi. Mit einer kultigen Aktion machte er dem Schweizer Volk das Energiesparen schmackhaft.
1988. Eine Pfanne. Zwei Eier. Ein Fingerbreit Wasser, ein Deckel drauf. Und ein Raum voller Journalisten. Über dreissig Jahre später scheint Alt-Bundesrat Adolf Ogi immer noch erstaunt darüber, zu welchem Kultstatus es seine Eierkochaktion in einem Berner Kochstudio brachte (siehe Video und Infobox). Bis nach Neuseeland sprach man davon. Die Aktion war der Startschuss zum Energieprogramm «Bravo».
«Bravo» und der Medienevent verfolgten einen ernsten Zweck: Mit einem einfachen Bild dem Schweizer Volk das Energiesparen schmackhaft zu machen und es auf die kommende Energieabstimmung einzustimmen. «Wir wollten mit einer prickelnden, lustigen Aktion die Leute erreichen und mit einer einfachen Botschaft verstanden werden», sagt Ogi. Seine Glaubwürdigkeit als Minister des damaligen Departements für Verkehr und Energiewirtschaft (EVED, heute UVEK) war entscheidend; man nannte Ogi nicht grundlos den Bundesrat des Volkes. So witzig die Aktion war – ihr Hintergrund war es nicht.
Katastrophen lösen verhärtete Fronten
Zwei Ereignisse hatten der Schweiz klargemacht, dass es eine neue Energiepolitik brauchte: 1973 führte die Ölkrise dem Land seine Abhängigkeit vor Augen. Ein angestrebter Wandel blieb trotzdem ohne Chance: egal ob von Kantonen, aus der Politik oder der Wirtschaft – Blockade war angesagt. Es ging um Hoheit und Geld. Erst eine zweite Katastrophe rüttelte die Schweiz wach: Tschernobyl, 1986. Ähnlich wie Fukushima 2011 löste ein Super-GAU die verhärteten Strukturen. «Es braucht wohl grosse Katastrophen, damit sich etwas bewegt», sagt Ogi.
Und die Eierkochaktion hatte Erfolg: Allen Widerständen zum Trotz brachte Ogi das Energiegesetz «Energie 2000» durch. Gleichzeitig wurde aber ein Aufschub des Ausbaus von Kernkraftwerken beschlossen. Damit begann Ogis Arbeit erst recht. «Noch am Abstimmungssonntag rief ich alle an – Gegner der Atomkraft, Vertreter der Wirtschaft und Umweltverbände, Politiker, Wissenschaftler», sagt er. Es sei entscheidend gewesen, alle an einen Tisch zu bringen. Ogi war der Brückenbauer.
Instinkt und Leidenschaft
«Manchmal hatte ich mehr Feinde in meiner eigenen Partei als auf der gegnerischen Seite», lacht er. Dass Dr. Eduard Kiener, mit dem Ogi seine Energiepolitik entwickelt hatte, der SP angehörte, machte die Sache nicht einfacher. Ogis Stärke aber waren sein Instinkt und das Talent, Leute zu begeistern.
Sein Engagement für Energie und Umwelt habe mit seiner Herkunft zu tun, sagt Ogi. «Ich bin ein Naturbube. Mein Vater hatte als Förster und Bergführer einen grossen Einfluss auf mich.» Bei seiner Wahl in den Bundesrat habe er nicht damit gerechnet, sein Wunschdepartement, das EVED, zu erhalten. «Als ich es trotzdem erhielt, stieg ich mit grosser Leidenschaft ein», sagt er.
Mit seiner Leidenschaft, politischem Instinkt und seiner Volksnähe schaffte er schliesslich den Balanceakt zwischen links und rechts, Wirtschaft und Umweltverbänden. Heute darf man Ogi getrost als Gründervater der modernen Energiepolitik bezeichnen.
1988. Eine Pfanne. Zwei Eier. Ein Fingerbreit Wasser, ein Deckel drauf. Und ein Raum voller Journalisten. Über dreissig Jahre später scheint Alt-Bundesrat Adolf Ogi immer noch erstaunt darüber, zu welchem Kultstatus es seine Eierkochaktion in einem Berner Kochstudio brachte (siehe Video und Infobox). Bis nach Neuseeland sprach man davon. Die Aktion war der Startschuss zum Energieprogramm «Bravo».
«Bravo» und der Medienevent verfolgten einen ernsten Zweck: Mit einem einfachen Bild dem Schweizer Volk das Energiesparen schmackhaft zu machen und es auf die kommende Energieabstimmung einzustimmen. «Wir wollten mit einer prickelnden, lustigen Aktion die Leute erreichen und mit einer einfachen Botschaft verstanden werden», sagt Ogi. Seine Glaubwürdigkeit als Minister des damaligen Departements für Verkehr und Energiewirtschaft (EVED, heute UVEK) war entscheidend; man nannte Ogi nicht grundlos den Bundesrat des Volkes. So witzig die Aktion war – ihr Hintergrund war es nicht.
Katastrophen lösen verhärtete Fronten
Zwei Ereignisse hatten der Schweiz klargemacht, dass es eine neue Energiepolitik brauchte: 1973 führte die Ölkrise dem Land seine Abhängigkeit vor Augen. Ein angestrebter Wandel blieb trotzdem ohne Chance: egal ob von Kantonen, aus der Politik oder der Wirtschaft – Blockade war angesagt. Es ging um Hoheit und Geld. Erst eine zweite Katastrophe rüttelte die Schweiz wach: Tschernobyl, 1986. Ähnlich wie Fukushima 2011 löste ein Super-GAU die verhärteten Strukturen. «Es braucht wohl grosse Katastrophen, damit sich etwas bewegt», sagt Ogi.
Und die Eierkochaktion hatte Erfolg: Allen Widerständen zum Trotz brachte Ogi das Energiegesetz «Energie 2000» durch. Gleichzeitig wurde aber ein Aufschub des Ausbaus von Kernkraftwerken beschlossen. Damit begann Ogis Arbeit erst recht. «Noch am Abstimmungssonntag rief ich alle an – Gegner der Atomkraft, Vertreter der Wirtschaft und Umweltverbände, Politiker, Wissenschaftler», sagt er. Es sei entscheidend gewesen, alle an einen Tisch zu bringen. Ogi war der Brückenbauer.
Instinkt und Leidenschaft
«Manchmal hatte ich mehr Feinde in meiner eigenen Partei als auf der gegnerischen Seite», lacht er. Dass Dr. Eduard Kiener, mit dem Ogi seine Energiepolitik entwickelt hatte, der SP angehörte, machte die Sache nicht einfacher. Ogis Stärke aber waren sein Instinkt und das Talent, Leute zu begeistern.
Sein Engagement für Energie und Umwelt habe mit seiner Herkunft zu tun, sagt Ogi. «Ich bin ein Naturbube. Mein Vater hatte als Förster und Bergführer einen grossen Einfluss auf mich.» Bei seiner Wahl in den Bundesrat habe er nicht damit gerechnet, sein Wunschdepartement, das EVED, zu erhalten. «Als ich es trotzdem erhielt, stieg ich mit grosser Leidenschaft ein», sagt er.
Mit seiner Leidenschaft, politischem Instinkt und seiner Volksnähe schaffte er schliesslich den Balanceakt zwischen links und rechts, Wirtschaft und Umweltverbänden. Heute darf man Ogi getrost als Gründervater der modernen Energiepolitik bezeichnen.