Das bedeutet das EU-Klimaziel für die Schweiz

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Mit dem Klimaschutz-Paket Fit for 55 will die EU das Tempo der CO2-Reduktion bis 2030 erhöhen. Im Interview erklärt Jean-Christophe Füeg, Leiter der Sektion Internationales beim Bundesamt für Energie, ob Benzin und Waren damit nun teurer werden und was der Schweiz blüht.

20 Minuten: Im Juli hat die EU das Paket Fit for 55 auf den Weg geschickt. Damit sollen die CO2-Emissionen bis 2030 um 55 statt 40 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Was bedeutet der Entscheid grundsätzlich für die Schweiz?

Jean-Christophe Füeg: Das meiste in Fit for 55 sind spezifische EU-Gesetze ohne unmittelbare Auswirkungen auf die Schweiz. Die Schweiz bestimmt als souveräner Staat ihre Ziele selbst. Die Klimaambitionen der EU wachsen aber und eines Tages könnten Forderungen an die Schweiz formuliert werden. Denn in der EU gilt: Je reicher ein Mitgliedstaat, umso höher seine Anstrengungen.

Wie schnell ist damit zu rechnen?

Es wird zwei bis drei Jahre dauern, bis Fit for 55 in Kraft tritt.

Ein zentraler Punkt des Programms ist der Emissionshandel. Welche Punkte wird die Schweiz übernehmen müssen?

Beim Emissionshandel sind die Schweiz und die EU gekoppelt. Deshalb wird auch der neu beschlossene CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) nicht auf die Schweiz greifen. Es kommt also zu keinen zusätzlichen Zolltarifen. Doch werden unzählige technische Fragen erörtert werden müssen.

Die EU will den Emissionshandel verknappen und verteuern. Wie sieht es hier aus?

Hier wird die Schweiz nachziehen müssen, weil sonst die Ambitionen der Beteiligten nachlassen. Der Emissionshandel wird zudem auf die Schifffahrt, Gebäude und Verkehr erweitert und für die Luftfahrt verschärft.

Welche Auswirkung hat dies?

Die Auswirkungen auf die Luftfahrt dürften direkt spürbar sein. Wichtig dürfte das neue Emissionshandelssystem für Wärme und Transport sein. Da gilt es Berührungspunkte mit unserer CO2-Abgabe auf Brennstoffe und Kompensationspflicht für Treibstoffe zu klären.

Werden Benzin, Esswaren und anderes teurer?

Billiger wird es sicher nicht. Wenn Brennstoffe teurer werden, werden in der EU jedoch noch mehr Menschen ihre Wohnung nicht ausreichend heizen können. Regierungen zögern zunehmend, Bürgerinnen und Bürgern die Kosten der Klimawende aufzubürden. Sie zielen lieber auf Unternehmen und decken Mehrkosten über Steuern.

Mit welchen Schwierigkeiten wird sich die EU bei der Umsetzung konfrontiert sehen?

Der Weg zur Klimaneutralität wird immer steiler. Die letzten zehn Prozent Emissionsreduktion werden ungemein schwieriger sein als die ersten zehn Prozent. Windräder und Solaranlagen installieren ist relativ einfach. Hunderte Millionen von Gebäuden zu sanieren ist schwieriger. Ganze Industrien und Wertschöpfungsketten umbauen wie bei Wasserstoff, wird nochmals schwieriger. Zurzeit kann die EU die Kosten mit ihrem Wiederaufbaufonds teilweise dämpfen. Eines Tages müssen die Schulden jedoch getilgt werden.

Sehen Sie für die Schweiz weiteren Aufholbedarf?

Bei den erneuerbaren Energien bildet die Schweiz ein Schlusslicht. Viele Projekte stecken fest. Rechnet man Emissionen mit ein, die wir für unseren Konsum importieren, rangiert die Schweiz pro Kopf unter den schlechtesten Ländern der Welt. Das kratzt am Bild des Musterschülers.

Jean-Christophe Füeg, Leiter der Sektion Internationales beim Bundesamt für Energie. zVg

20 Minuten: Im Juli hat die EU das Paket Fit for 55 auf den Weg geschickt. Damit sollen die CO2-Emissionen bis 2030 um 55 statt 40 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Was bedeutet der Entscheid grundsätzlich für die Schweiz?

Jean-Christophe Füeg: Das meiste in Fit for 55 sind spezifische EU-Gesetze ohne unmittelbare Auswirkungen auf die Schweiz. Die Schweiz bestimmt als souveräner Staat ihre Ziele selbst. Die Klimaambitionen der EU wachsen aber und eines Tages könnten Forderungen an die Schweiz formuliert werden. Denn in der EU gilt: Je reicher ein Mitgliedstaat, umso höher seine Anstrengungen.

Wie schnell ist damit zu rechnen?

Es wird zwei bis drei Jahre dauern, bis Fit for 55 in Kraft tritt.

Ein zentraler Punkt des Programms ist der Emissionshandel. Welche Punkte wird die Schweiz übernehmen müssen?

Beim Emissionshandel sind die Schweiz und die EU gekoppelt. Deshalb wird auch der neu beschlossene CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) nicht auf die Schweiz greifen. Es kommt also zu keinen zusätzlichen Zolltarifen. Doch werden unzählige technische Fragen erörtert werden müssen.

Die EU will den Emissionshandel verknappen und verteuern. Wie sieht es hier aus?

Hier wird die Schweiz nachziehen müssen, weil sonst die Ambitionen der Beteiligten nachlassen. Der Emissionshandel wird zudem auf die Schifffahrt, Gebäude und Verkehr erweitert und für die Luftfahrt verschärft.

Welche Auswirkung hat dies?

Die Auswirkungen auf die Luftfahrt dürften direkt spürbar sein. Wichtig dürfte das neue Emissionshandelssystem für Wärme und Transport sein. Da gilt es Berührungspunkte mit unserer CO2-Abgabe auf Brennstoffe und Kompensationspflicht für Treibstoffe zu klären.

Werden Benzin, Esswaren und anderes teurer?

Billiger wird es sicher nicht. Wenn Brennstoffe teurer werden, werden in der EU jedoch noch mehr Menschen ihre Wohnung nicht ausreichend heizen können. Regierungen zögern zunehmend, Bürgerinnen und Bürgern die Kosten der Klimawende aufzubürden. Sie zielen lieber auf Unternehmen und decken Mehrkosten über Steuern.

Mit welchen Schwierigkeiten wird sich die EU bei der Umsetzung konfrontiert sehen?

Der Weg zur Klimaneutralität wird immer steiler. Die letzten zehn Prozent Emissionsreduktion werden ungemein schwieriger sein als die ersten zehn Prozent. Windräder und Solaranlagen installieren ist relativ einfach. Hunderte Millionen von Gebäuden zu sanieren ist schwieriger. Ganze Industrien und Wertschöpfungsketten umbauen wie bei Wasserstoff, wird nochmals schwieriger. Zurzeit kann die EU die Kosten mit ihrem Wiederaufbaufonds teilweise dämpfen. Eines Tages müssen die Schulden jedoch getilgt werden.

Sehen Sie für die Schweiz weiteren Aufholbedarf?

Bei den erneuerbaren Energien bildet die Schweiz ein Schlusslicht. Viele Projekte stecken fest. Rechnet man Emissionen mit ein, die wir für unseren Konsum importieren, rangiert die Schweiz pro Kopf unter den schlechtesten Ländern der Welt. Das kratzt am Bild des Musterschülers.

Jean-Christophe Füeg, Leiter der Sektion Internationales beim Bundesamt für Energie. zVg
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Erste Veröffentlichung: 
13.8.2021
  |  Letztes Update: 
24.4.2024

Fit for 55

Mit Fit for 55 will die EU bis 2030 den Treibhausgas-Ausstoss um 55 Prozent statt wie bisher 40 Prozent im Vergleich zum Basisjahr 1990 erreichen. Das Ziel soll unter anderem mit diesen Mitteln erreicht werden:

  • Abschied vom Verbrennungsmotor. Keine Neuzulassungen von Verbrenner-Autos nach 2035, der Anteil von Bio- und synthetischen Kraftstoffen bei der Schiff- und Luftfahrt soll erhöht werden.
  • Klimazoll (CBAM): Importe aus Ländern ohne oder mit schwachen CO2-Regeln sollen mit einem Klimazoll belegt werden.
  • Anpassung des Emissionshandels: Neuer Handel für die Sektoren Gebäude, Verkehr und Schifffahrt.
  • Verknappung des Emissionshandels. Dadurch Verteuerung der Zertifikate, was zu zusätzlichen Anstrengungen und CO2-Reduktionen führt. Dadurch zum Beispiel Verteuerung des Betriebs von Kohlekraftwerken.
  • Klima-Sozialfonds: Entlastung der bedürftigen Verbraucherinnen und Verbraucher sowie der Staaten die stark von den Veränderungen betroffen sind über die Einnahmen aus dem Emissionshandel.
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